Spiegelreflexkamera

Die Spiegelreflexkamera gilt seit vielen Jahrzehnten als Krönung jeder Hobby-Fotoausrüstung. Üblicherweise wird dieser Kameratyp auch als „SLR" abgekürzt, was sich auf die englische Bezeichnung „Single Lens Reflex" („Einäugige Spiegelreflexkamera") bezieht. In der Tat gibt es auch sogenannte zweiäugige Spiegelreflexkameras, wie die berühmte Rolleiflex. Gemeinhin wird mit dem Begriff jedoch die weitverbreitete Kleinbild-Spiegelreflexkamera (KB-SLR) bezeichnet. Sie gehört zu den erfolgreichsten Kamerakonzepten überhaupt. Es gab und gibt SLRs auch in anderen Formaten, wie dem Mittel- und Großformat. Diese Kameras spielen jedoch, zumal als digitale Varianten, in der hobbymäßigen Fotografie nur eine untergeordnete Rolle. 

Die erste KB-SLR war die Kine Exakta. Sie wurde 1936 vorgestellt. Anfangs handelte es sich bei den KB-SLRs allerdings um teure Profigeräte, die für die meisten Menschen unerschwinglich blieben. Der Siegeszug der SLR im Amateurbereich sollte erst nach dem zweiten Weltkrieg beginnen. Zunächst dominierten die Deutschen in der Kameraherstellung. Namen wie Contax, Zeiss Ikon, Rolleiflex oder auch Praktica in der DDR erlangten bald Weltruhm. Dennoch blieben die SLRs teure Geräte, die Masse fotografierte weiterhin mit preiswerten Falt- und Boxkameras. In den 60er und 70er Jahren verloren die Deutschen dann zunehmend Marktanteile an die aufkommende japanische Konkurrenz: Canon, Nikon und Pentax lieferten ebenfalls zuverlässige und zugleich erschwingliche Modelle. Dadurch erhielt die KB-SLR Einzug in den Massenmarkt. In den 70er und 80er Jahren setzten sich computergesteuerte Belichtungsmesser mehr und mehr durch, was die KB-SLR zu einem einfach zu handhabenden Instrument auch für Amateure machte. Der nächste Technologiesprung erfolgte Ende der 80er Jahre mit der Einführung von Autofokussystemen bei allen großen Herstellern. Um die Jahrtausendwende folgte dann das Aufkommen der Digitalfotografie. Der Vorteil der SLR liegt darin, dass im Sucher immer genau das zu sehen ist, was das Kameraobjektiv auch wirklich aufnimmt. Dadurch können Bildkomposition und Schärfepunkt sowie Schärfeverlauf optimal gewählt, können die Auswirkungen von Filtern, Zwischenringen oder Makrolinsen bestmöglich beurteilt werden. Dies erklärt auch, warum es für SLR-Systeme die mit Abstand umfassendsten Zubehörprogramme gibt. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass sich die Objektive bei SLRs üblicherweise wechseln lassen. So kann die Optik jeweils verschiedenen Anforderungen angepasst werden. Zudem lassen sich bei SLRs eine Vielzahl von Einstellungen vornehmen, die sich bei einfacheren Kameras in der Regel nicht finden lassen. Der Fotograf kann hier Blende und Belichtungszeit unabhängig voneinander einstellen, kann eine Belichtungskorrektur wählen, kann sich Fokuspunkte gezielt aussuchen oder zur Not auch manuell fokussieren. Zudem erlauben die Kameras auch die Verwendung mit aufwendigen Blitzsystemen. Bei digitalen SLR-Systemen (DSLRs) wird heute eine Unterscheidung der Modelle nach Sensorgrößen vorgenommen. Sogenannte Full-Frame DSLRs besitzen einen Sensor, der in seinen Abmessungen dem herkömmlichen Kleinbildnegativ (24x36mm) entspricht. Daneben gibt es noch Sensoren in der Größe APS-C (ca. 15x22mm) oder APS-H (ca. 19x28mm). Ihre Fläche ist nur etwa halb so groß wie die von Full-Frame-Sensoren, die Bildqualität daher bei Sensoren der gleichen Generation in der Regel geringer. Sie sind jedoch günstiger herzustellen, weshalb sie häufig in Einsteigerkameras zu finden sind. DSLRs mit Full-Frame-Sensoren waren anfangs sehr teuer. Aufgrund von Fortschritten in der Sensorherstellung ist ihr Preis jedoch in den vergangenen Jahren soweit gesunken, dass sie heute auch schon in erschwinglichen Modellen von Canon, Nikon, Sony und Pentax zu finden sind. Wird ein Objektiv, das für das Kleinbildformat gerechnet wurde, an einer Kamera mit APS-Sensor verwendet, so ergibt sich aufgrund der kleineren Sensorfläche eine faktische Brennweitenverlängerung, da der kleine Sensor nur einen Teil der Kleinbild-Fläche ausmacht. Wer klassische Kleinbild-Brennweiten nutzen möchte, der sollte daher den Kauf einer DSLR mit Full-Frame Sensor in Betracht ziehen. DSLRs gibt es in allen Elektronikmärkten, bei Fachhändlern für Fotobedarf oder in Online-Shops wie Atronis GmbH. Wer sich unschlüssig ist, der sollte vor dem Kauf verschiedene Modelle in einem Ladengeschäft in die Hand nehmen. Hochwertige Film-SLRs gibt es heute übrigens für relativ kleine Summen bei Ebay. Wer erste Erfahrungen mit einer professionellen Kamera machen möchte, der kann für etwa 100 Euro ehemalige Spitzenmodelle wie eine Nikon F100 oder Canon EOS 30 ergattern und die dazugehörigen Objektive später sogar an einer DSLR dieser Hersteller weiterverwenden.

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